City-Trend: Mehr Grün in der Vertikalen

Büro- und Immobilienwirtschaft setzt auf bepflanzte Dachterrassen und Balkone

Dachterrassen und Balkone bieten jede Menge Potenzial für die Begrünung von Städten. Dellen Gartenbau und Landschaftspflege aus Alpen am Niederrhein hat sich vor rund drei Jahren auf die Bepflanzung von Freisitzen spezialisiert – seinerzeit eine Nische, heute ein Trend.

Begonnen hat Inhaber Mark Dellen mit der Einsetzung von exklusiven Pflanzen in ebensolchen Gefäßen auf Balkonen, Loggien und Dachgärten – basierend auf Ideen und Design der Gartengestalter von green | Gartenkultur aus Düsseldorf. Das Unternehmen gestaltet Garten- und Kunsträume, immer auf der Suche nach charakteristischen, seltenen oder ungewöhnlich großen Pflanzen und ebenso ungewöhnlichen Pflanzgefäßen. Diese kommen aber nicht nur im Garten, sondern auch auf Balkonen und Dachterrassen zum Einsatz. Schnell war Dellen in dieser Nische bundesweit tätig. Inzwischen sind jedoch nicht mehr nur Solitäre gefragt, sondern Grünanlagen im Miniaturformat. Hintergrund ist das steigende Bewusstsein für mehr Grün in den Städten: „Grün schafft einfach eine besondere Aufenthaltsqualität – und das gilt in Zeiten des Klimawandels umso mehr“, sagt Landschaftsgärtner Dellen.

So haben viele Unternehmen in den letzten Jahren zwar Pausenplätze für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an der frischen Luft geschaffen – vor allem auf ehemals ungenutzten Dachbereichen. Doch die neuen Outdoor-Räume weisen in der Regel eine hohe Sonneneinstrahlung auf. Zunehmend zeigt sich, dass diese Plätze inzwischen nicht nur, aber gerade im Sommer kaum mehr nutzbar sind: Die Flächen heizen sich einfach sehr schnell sehr stark auf – die Sonne „knallt“, die Hitze steht. Durch eine Begrünung lassen sich hier zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Das Grün kühlt die Temperatur auf Terrassen herunter und bietet den Menschen Schatten, schirmt aber auch an den Terrassen gelegene Büroräume vor der Sonne ab. Auch in der Wohnungswirtschaft ist die Nachfrage zu begrünten Balkonen und Terrassen hoch, derzeit vor allem im Rahmen von Sanierungen. „Eine begrünte Terrasse oder ein begrünter Balkon sind gerade im Premium- und Luxussegment echte Verkaufsargumente“, beobachtet Dellen. „Es gibt inzwischen Unternehmen, die Besichtigungen von Interessenten erst dann einplanen, wenn die Begrünung abgeschlossen ist – so groß ist der Effekt.“

Grüne Dachterrasse mit Aufenthaltsqualität in Frankfurt.

Den Möglichkeiten für mehr Grün in der Vertikalen sind kaum Grenzen gesetzt: Sie reichen von Bambus und Blühsträuchern auf dem Balkon bis hin zu Staudenbeeten, Hecken und Bäumen auf der Dachterrasse. Nicht nur sonnenverwöhnte Balkone lassen sich mit entsprechenden Pflanzen bestücken. Auch für Balkone an Nordseiten, wie sie in Wohnkomplexen in Großstädten aufgrund der Platzverhältnisse gang und gäbe sind, findet sich standortgerechtes Grün, etwa Rhododendren. „Auf dem Dach einer Tiefgarage an einem Bürogebäude, die von den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als Pausenterasse genutzt wurde, haben wir sogar Bäume gepflanzt. Diese konnten trotz einer geringen Aufbautiefe durch eine spezielle Unterflurverankerung gesetzt werden“, verweist Dellen auf ein besonderes Projekt, das sein Unternehmen unlängst in Frankfurt umgesetzt hat.

Bewässerungssystem ist unverzichtbar

Eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg von Terrassen- und Balkonbegrünungen ist – neben der Statik – ein Wasseranschluss: Eine manuelle Bewässerung, das weiß Dellen aus Erfahrung, ist in der Regel nicht ausreichend – insbesondere nicht auf sonnenexponierten Dachgärten oder Südbalkonen: „Da kommt man mit dem Gießen nicht hinterher ...“ Ein automatisches Bewässerungssystem sichert die optimale Versorgung der Pflanzen in Beeten wie auch in Gefäßen. Dieses kann in den meisten Fällen unsichtbar unter vorhandenen Terrassenplatten und Holzdielen verlegt werden.

Der Knackpunkt ist meist der Wasseranschluss, der oft neu installiert werden muss. „Angesichts der notwendigen Maßnahmen zur Klimaanpassung in den nächsten Jahren, zu denen auch die Begrünung von Gebäuden gehört, ist es wünschenswert, dass im Wohnungsneubau oder bei Sanierungen Wasserhähne auf Balkonen so selbstverständlich vorgesehen werden wie bei Eigenheimen an der Terrasse“, so Dellen. „Damit macht man es den Menschen leichter, vorhandene Außenplätze zu begrünen.“

Gerade in der Stadt bietet sich enormes Potenzial: „Wenn man Grün in die Stadt bringen will, muss man in die Höhe denken“, so Dellen. „Die Anzahl der verfügbaren Gärten, Plätze und Parks ist endlich. Aber an Potenzial von Balkonen und Dachterrassen wird hierzulande – anders als in Städten im südlichen Europa – noch zu wenig gedacht.“

Fotos: Dellen Gartenbau

Grüne Balkone für ein luxuriöses Immobilienprojekt in Berlin.