Tiefbau und Landschaftsbau aus einer Hand

Vorbildliches Regenwassermanagement in Lüner Wohnquartier

Wasser ist keine unendliche Ressource und muss daher gezielt und verantwortungsvoll bewirtschaftet werden. Wie ein zukunftsweisendes Regenwassermanagement in der Praxis funktioniert, zeigt das Wohnquartier Preußenstraße, das der Bauverein zu Lünen auf einem ehemaligen Zechengelände im Stadtteil Horstmar realisiert hat. Dabei wurde der Garten- und Landschaftsbau hier durch die Verbindung von technischer Präzision und vegetationstechnischem Know-how zum zentralen Akteur für klimaresiliente Stadtentwicklung: Das Regenwasser auf dem Gelände fließt nicht in die öffentliche Kanalisation, sondern wird gesammelt, gespeichert und für die Bewässerung der Grünflächen wiederverwendet.

Das anspruchsvolle Projekt auf dem Gelände der Zeche Preußen I/II – ein Ensemble aus mehreren Mehrfamilienhäusern mit hochwertigen, barrierefreien Wohnungen sowie einem Zentrum für Gesundheitsdienstleistungen – setzt in vielerlei Hinsicht ökologische Maßstäbe. Nicht zuletzt leisten auch die Außenanlagen einen wichtigen Beitrag zur Klimaresilienz. Geplant vom Architekturbüro frei[RAUM]planung in Münster, übernahm der Fachbetrieb Norbert Baasner Garten- und Landschaftsbau GmbH in Lünen die Umsetzung und verantwortete dabei sowohl den Tiefbau als auch den Landschaftsbau.

Die Planung sah vor, das Regenwasser auf der 8.600 Quadratmeter großen Fläche zum einen einer angrenzenden Versickerungsgrube zuzuführen und es zum anderen für die Bewässerung der rund 3.000 Quadratmeter großen Grün- und Pflanzflächen zu nutzen – ein Ansatz, der im Wohnungsbau Vorbildcharakter haben kann. „Wir können es uns angesichts des fortschreitenden Klimawandels nicht mehr leisten, dass Regenwasser einfach in die öffentliche Kanalisation fließt“, erklärt auch Norbert Baasner, Geschäftsführer des Fachbetriebs. „Für die immer häufiger auftretenden Starkregenereignisse ist die Kanalisation zudem auch nicht ausgelegt.“

Der gelernte Landschaftsgärtner und Diplomingenieur Landespflege wirbt bereits seit Jahren dafür, Regenwasser dem natürlichen Kreislauf wieder zuzuführen: „Projekte wie die des Bauvereins zu Lünen zeigen, dass sich mit einer gießwasserautarken Außenanlage nicht nur die Grundlage für eine umweltfreundliche, sondern auch für eine kosteneffiziente Bewirtschaftung legen lässt.“ Durch die Verbindung von technischem und landschaftsgärtnerischem Wissen besitzen die Fachbetriebe des GaLaBaus hier besondere Stärken: „Wir bringen den Tiefbau in Einklang mit der Natur“, sagt auch Fabian Baasner, der das Unternehmen mit seinem Vater führt und ebenfalls Landschaftsgärtner mit ingenieurtechnischer Ausbildung ist

Zisternen fassen Regenwasser für zwei Monate

Drei unterirdische Zisternen mit jeweils 21 Kubikmetern Fassungsvermögen bilden das Herzstück des Systems. Die Tanks bestehen aus Beton, da sie in einem grundwasserführenden Bereich eingesetzt werden und leichtere Kunststoffzisternen aufschwimmen könnten. Jeder Tank wiegt rund 14 Tonnen. Unerwartete Schichtenwasserverhältnisse während der Erdarbeiten erforderten zusätzliche Sicherungsmaßnahmen: Die Baugruben wurden mit Spundwänden gesichert, am Boden wurde eine Flächendrainage installiert. Eingesetzt wurden die Wasserbehälter mithilfe eines 400-Tonnen-Autokrans. „Die Präzision bei der Vorbereitung war entscheidend, damit die Speicher maßhaltig eingebaut werden konnten“, erklärt Fabian Baasner. „Denn einmal abgelassen, kann ihre Position nicht mehr verändert werden.“

Einen Eindruck von der Baustelle erhalten Sie im Video des Fachbetriebs auf YouTube.

Die Zisternen speichern das von den Dächern abgeleitete Regenwasser. Eine angeschlossene automatische Bewässerungsanlage sorgt für eine gleichmäßige, bedarfsgerechte Wasserversorgung: Die Bewässerung erfolgt nicht flächig, sondern wesentlich präziser und ökologischer über Tropfschläuche. Mit dem Wasser aus den Speichern lässt sich das Gelände mit 60 Bäumen, rund 400 Heckenpflanzen und großflächigen Strauch- und Staudenflächen – rund zwei Monate vollständig mit Regenwasser versorgen. Erst bei niedrigem Pegelstand wird den Zisternen Frischwasser zugeführt, um einen Trockenlauf zu verhindern. Die Verlegung der Tropfschläuche erfordert umfassendes Fachwissen: „Als Landschaftsgärtner wissen wir, welche Pflanzen welche Wassermengen benötigen, wie die Schläuche optimal angeordnet werden müssen und welche Substrate langfristig funktionsfähig bleiben. So bringen wir das gesamte System zum Leben.“ Durch die gezielte Bewässerung werden Pflanzenausfälle minimiert und ein gesundes, nachhaltiges Wachstum der Grünflächen sichergestellt.

Regenwassermanagement lohnt sich doppelt

Das ehemalige Zechengelände mit seinem großzügigen Flächenangebot bot dem Bauverein zu Lünen und den Architekten vielfältige planerische Freiräume. „Tatsächlich gibt es heute nur noch wenige öffentliche oder gewerbliche Bauvorhaben mit vergleichbar großzügigen Flächen. Die Entwässerung wird dann zum Problem“, erklärt Fabian Baasner. „Doch mit durchdachten Konzepten lässt sich Wasser auch auf begrenztem Raum sinnvoll managen, sodass die Flächen im Ergebnis doch effizient genutzt werden können.“

Investitionen in ein vorausschauendes Regenwassermanagement zahlen sich doppelt aus – ökologisch und wirtschaftlich. Bei der Neuanlage eines Parkplatzes am Firmensitz des Lüner Familienunternehmens SIBA, Spezialistin für elektrische Schmelzsicherungen, zeigt sich das deutlich: Auf 3.500 Quadratmetern wird das Regenwasser über belebte Bodenzonen in unterirdische Rigolenkörper geleitet, von wo es versickert und dem Grundwasser wieder zugeführt wird. So entstehen keine Abwassergebühren – und die Anlage amortisiert sich voraussichtlich schon nach rund zehn Jahren. Gleichzeitig stärkt sie die Nachhaltigkeitsbilanz des Unternehmens – ein wichtiger Faktor, der zunehmend über Wettbewerbsfähigkeit und Kundenerwartungen entscheidet und vielfach bereits vom Gesetzgeber und von Kommunen eingefordert wird.

Fotos: Norbert Baasner Garten- und Landschaftsbau GmbH