Immer der Nase nach

Der Botanische Duftgarten in Lage

Den Auftrag, einen Botanischen Duftgarten anzulegen, erhält ein Garten- und Landschaftsbaubetrieb nicht alle Tage. Tatsächlich sucht das Projekt der Natur Duft Manufaktur Taoasis www.taoasis.com, Hersteller hochwertiger ätherischer Öle im ostwestfälischen Lage, seinesgleichen: Auf 22.000 Quadratmetern können Besucher hier alle Pflanzen entdecken, die in der traditionellen und modernen Aromatherapie eingesetzt werden, eingebettet in eine einzigartige Landschaft mit Wällen, Hügeln und einem Naturteich. Ralf Lutterbey, Geschäftsführer des GaLaBau-Fachbetriebs Lutterbey & Uhlig, hat damit einen langgehegten Traum des Taoasis-Gründers Axel Meyer Wirklichkeit werden lassen. Die ausgedehnte gärtnerische Anlage, für deren Neuanlage der Betrieb die Gesamtverantwortung übernahm, ist für Lutterbey das „olfaktorische Aushängeschild für Taoasis und ein Jahrhundertprojekt“.

Mehrere 1.000 Kubikmeter Boden bewegt

2020 begannen die Erdarbeiten auf einem ehemaligen Acker, auf dem Botanische Duftgarten und sowie der Sitz des Unternehmens mit Bürogebäude, Destille und Lager Platz finden. Zwei Jahre später rückte der letzte Bagger ab, am Tag der Eröffnung des Geländes – eine Punktlandung. Für die Verwandlung vom Acker in den Garten wurde das komplette Gelände neu modelliert. Die Landschaftsgärtner kämpften dabei mit extrem schweren Bodenverhältnissen. Für eine größere Stabilität wurde der Boden verkalkt. Der Mutterboden war zunächst seitlich abgeschoben und geparkt worden, um die fertige Modellation später wieder abzudecken. Den Aushub für die neuen Gebäude des Unternehmens und den 2.000 Quadratmeter großen Naturteich fuhr Lutterbey nicht ab, sondern setzte ihn auf dem Gelände gestalterisch ein – unter anderem für einen kleinen Wall sowie für einen sanften halbrunden Hang, der als Amphitheater dienen soll. Insgesamt bewegte der GaLaBau-Betrieb mehrere tausend Kubikmeter Boden.

Vom Acker zum Duftgarten – Impressionen der Arbeiten:

„Bei der Einrichtung der Baustelle benötigte man schon sehr viel Fantasie, um sich vorzustellen, was daraus einmal werden soll. Man steht wie ein Maler vor einem leeren Blatt Papier. Gerade für meine Mitarbeiter war es wichtig, dass wir immer wieder über die Vision des Projektes gesprochen haben. Ihre Leidenschaft stieg dann mit jedem Quadratmeter, den wir bearbeiteten.“ - Ralf Lutterbey

Im Einklang mit der Natur

Die Idee für den Botanischen Duftgarten stammt von Axel Meyer, Pionier der Aromatherapie, Gründer und Geschäftsführer von Taoasis. Den Umzug seines Unternehmens von Detmold nach Lage verband er mit dem Plan, auf einem Teil des neuen Firmengeländes einen Botanischen Duftgarten anzulegen, umgeben von 20 Hektar Feldern, auf denen Lavendel, Wildblumen und aromatische Pflanzen wie Rosmarin test- und versuchsweise angebaut werden, alle bio-dynamisch und in Demeter-Qualität. „Über allem, was wir tun, schwebt unsere Philosophie: Leben im Einklang mit der Natur“, sagt der Autor des Sachbuch-Bestsellers „Das Lexikon der Düfte“. „Und deshalb war es auch immer mein Traum, Felder an der Firma zu haben, Duftpflanzen vor Ort sehen, riechen und schmecken und die Entwicklung der Düfte verfolgen zu können – vom Saatgut über den Acker bis in die Destille.“

Taoasis-Gründer und Geschäftsführer Axel Meyer mit seinem Sohn Govinda am Eingang des Duftgartens mit schwebender Treppe.

Pflanzen, Wasser und Steine in Harmonie

Der Botanische Duftgarten von Taoasis gibt dem Besucher seine vielen Geheimnisse nicht gleich preis: Die Ackerfläche wurde so modelliert, dass der Zugang am Bürogebäude tiefer und der Garten höher liegt. Erschlossen wird die Garten-Etage durch eine außergewöhnliche Treppenanlage mit schwebenden Stufen. An beiden Seiten wird sie von mit Lavendel bepflanzten Hügel eingefasst. Für die Treppenstufen wählte Ralf Lutterbey Platten in der Größe ein Meter mal ein Meter mit hochwertiger Natursteinoberfläche, veredelt durch Stahlsandstrahlen, aus.

Der Grundgedanke der Gestaltung ist das Gleichgewicht von allem in allem, befördert durch symmetrische Strukturen und organische Formen. Vom Eingang führen geschwungene Wege in drei Richtungen:

Die Natur als Vorbild: Pergola aus Holz in Sechsform.
  • vorbei an einem Duftgarten für Kinder mit fünf als Blütenblätter ausgeführten Beeten, umrandet mit Cortenstahl – hin zu einem Wall. Über diesen führt ein unbefestigter Weg zu einem kleinen Wäldchen mit verschiedenen heimischen Gehölzen. Der waldige Boden wurde mit Holzhackschnitzeln aus Buche, die besonders fest sind, hergestellt und mit Pinienrinde abgestreut. Lutterbey & Uhlig stellen ihren Mulch selbst her und benutzen dafür ausschließlich Rinde aus heimischen Hölzern.
  • zu einem Rosengarten, der von einer XXL-Pergola aus Holz überspannt wird. Die Konstruktion besteht aus sechs Sechsecken, die sich wiederum zu einem Sechseck zusammenfügen. Sechsecke sind in der Natur als Konstruktionseinheit weit verbreitet – Beispiele sind die Wachstumsstrukturen von Kristallen oder Honigwaben.
  • zu einem Naturteich, der nicht nur ein optisches, sondern auch ein bauliches Highlight ist: Ralf Lutterbey bestellte für die 2.000 Quadratmeter große Fläche eine durchgehende Folie. In Deutschland wurde bis dahin noch keine größere Folie in einem Stück gefertigt. „Mir ist es wichtig, dass wir beim Teichbau alle Leistungen aus einer Hand anbieten können: Das Verschweißen von Folienbahnen hätte ich aber anderen überlassen müssen, das Auslegen einer Folie konnten wir dagegen selbst übernehmen.“ Allerdings waren dafür fast 35 Mann waren nötig. Zwei Kettenbagger brachten die Folie, aufgehängt an speziellen Traversen, zur Teichgrube. Lutterbey hatte sich für die Verlegung extra einen windigen Tag ausgesucht: Der Wind konnte sich so immer wieder unter die tonnenschwere Folie, was das Spannen deutlich erleichterte.
Den 2.000 Quadratmeter großen Naturteich können die Besucher des Duftgartens auf naturnahen, bepflanzten Wegen begehen.

Der Teich wird durch das Grundwasser gespeist. Das Wasser bleibt allein durch die Regelung der Wasserzufuhr klar: Sobald das Teichwasser zu warm wird, läuft kaltes Wasser zu. Ralf Lutterbey schaut dafür immer wieder nach dem Rechten und sorgt persönlich für den Temperaturausgleich.


Nichts von der Stange

Die individuelle Gestaltung der Gartenräume setzt sich bei der Bepflanzung fort – vom Bodendecker bis zur Staude, vom Strauch bis zum Baum. Die Signaturpflanze von Taoasis ist der Lavendel, der in Lage früher zu blühen beginnt als in seiner Heimat, der Provence – schon im Juni. Dann wird aus dem Garten eine „Petite Provence“. Das französische Café am Eingang trägt diesen Namen voller Stolz.

Im Botanischen Duftgarten in Lage blüht der Lavendel früher als in der Provence.
Die Auswahl der großen Bäume war Chefsache: Ralf Lutterbey und Axel Meyer fuhren mehrfach gemeinsam zur Baumschule und suchten die schönsten Exemplare aus.

Wie in einem klassischen Botanischen Garten sind in Lage verschiedenste einheimische, mediterrane und exotische Pflanzen versammelt. Fast alle duften sie, mal mehr oder weniger intensiv: exotisch wie der Ylang-Ylang-Baum und der Frangipani-Strauch, sinnlich wie Orange, Clementine und Grapefruit, würzig wie Rosmarin, Thymian und Ysop, zart wie der japanische Seidenbaum und die Kaukasische Flügelnuss. Die meisten Pflanzen findet man nur selten in heimischen Parks und selbst die Pflanzenklassiker sind hier stets mit ausgefallenen Sorten vertreten.

Das Regenwasser auf der Fläche wird in einer Zisterne aufgefangen und wieder genutzt. Auf dem Gelände sind Wasserleitungen mit einer Länge von einem Kilometer verlegt, so dass Gießwasser an unterschiedlichen Stellen entnommen werden kann. Damit wurde auch die Voraussetzung für eine automatische Bewässerung geschaffen, Tropfschläuche oder Sprenger sind aber noch nicht verlegt.

Biologische Vielfalt als Prinzip

Der Botanische Duftgarten spiegelt nicht nur die Philosophie von Taoasis wider, sondern auch die des Fachbetriebes Lutterbey & Uhlig: „Auch unser Betrieb wirtschaftet im Einklang mit der Natur: Wenn wir einen Garten planen, dann liegt uns die biologische Vielfalt am Herzen“, sagt Ralf Lutterbey. „Bei der Gestaltung setzen wir uns immer für den Erhalt vorhandener Bäume und die Verwendung von Vogelnährgehölzen sowie insektenfreundlichen Pflanzen ein. Blumenwiesen beispielsweise geben wir den Vorrang vor Rasen.“

500.000 Pflanzen gibt es im Botanischen Duftgarten, eine davon ist der Schmetterlingsstrauch, ein echter Insektenmagnet.

Das Schönste für Ralf Lutterbey und sein Team ist jedoch, wie zufrieden Bauherr Axel Meyer mit dem Ergebnis ist: Jeden Tag ist der Taoasis-Gründer in seinem Garten anzutreffen, leitet Führungen, erfreut sich an den Pflanzen, die trotz des heißen trockenen Sommers während der Anwachsphase gut gediehen sind. Rund 30.000 Besucher aus Nah und Fern haben den Botanischen Duftgarten 2023 besucht – und wenn sie wiederkommen, wird sich der Garten wieder verändert haben. Auf der Agenda von Axel Meyer stehen unter anderem ein japanischer Pavillon, ein Freiluftklassenzimmer oder eine solarbeheizte Orangerie – und Ralf Lutterbey plant bereits die Umsetzung.

Fotos: Taoasis, Fotos Bauphase: Lutterbey & Uhlig