Renaturierung macht Aa wieder erlebbar

Mehrwert für die Bürger, aber auch 
ökologische Verbesserung und Hochwasserschutz

Der Aasee in Münster – oft auch Schauplatz in bekannten Fernsehkrimis aus der Studentenstadt – ist den meisten Menschen ein Begriff. Von der namensgebenden Aa, die der See südwestlich der Innenstadt staut, konnte man sich dagegen lange Jahre kaum ein Bild machen. Seit Ende des Zweiten Weltkriegs floss das Flüsschen im City-Bereich in einem betonierten Bett, oftmals auch unterirdisch. Für den Menschen nicht einsehbar, konnten sich hier aber selbst an den freiliegenden Stellen kaum Pflanzen und Tiere ansiedeln.

Im Bereich der Westerholtschen Wiese hat sich dies unter Beteiligung des Fachbetriebes Benning Garten- und Landschaftsbau mit Sitz in Münster-Roxel nun schon vor einiger Zeit geändert: Das nunmehr naturnahe gestaltete Areal ist inzwischen ein kleines Naturparadies und Anziehungspunkt für Jung und Alt.

Wolfgang Große Jäger, Mitglied der Geschäftsleitung bei Benning, hat die Maßnahme begleitet – drei Fragen an den Renaturierungsexperten:

Die Renaturierung von Gewässern gehört heute zum Leistungsspektrum von Garten- und Landschaftsbaubetrieben dazu. Warum hat die Renaturierung heute so einen hohen Stellenwert?

Große Jäger: Mit der Renaturierung von Gewässern verbinden wir nicht nur die ökologische Aufwertung von Flächen und die Wiederherstellung von Ökosystemen, sondern vor allem auch den Schutz vor Hochwasser bzw. Starkregen in den Städten. Für die Stadt Münster als Bauherrin spielte der Hochwasserschutz bei der Maßnahme eine wichtige Rolle.

Welche besonderen Herausforderungen gab es?

Große Jäger: Grundsätzlich war die Maßnahme technisch sehr anspruchsvoll und erforderte den Einsatz von schwerem Gerät, das wir im eigenen Fuhrpark vorhalten, darunter drei 24-Tonnen-Bagger und ein Bagger mit 18-Meter-Ausleger. Zunächst haben wir den bestehenden Kanal verlegt, danach mit der Renaturierung begonnen. Diese musste „unter Welle“ durchgeführt werden, denn auch während unserer Arbeiten floss die Aa natürlich weiter. Da ist dann viel Sachverstand und Geschick bei der Absicherung gefragt.

Die Garten- und Landschaftsbauer müssen sich bei den Arbeiten natürlich an die Planungen halten. Gibt es dennoch Gestaltungsmöglichkeiten?

Große Jäger: Bei einer solchen Maßnahme kann man nicht alles planen: Vieles hängt von der Situation vor Ort ab. Manchmal sind die Bodenverhältnisse anders als gedacht, dann müssen wir als Landschaftsgärtner Entscheidungen treffen. Das gilt zum Beispiel auch für die Frage, wie viele Biegungen ein Flusslauf im Endeffekt braucht: Da müssen wir in der Umsetzung die Freiheit haben, Anpassungen vorzunehmen, wenn es der Sache dient. Man muss vor Ort schauen, dass es einerseits funktioniert und andererseits gut aussieht. Bei der Aa haben wir Eichenstämme als Schwellen so eingebracht, dass sich dann auch wirklich Becken bilden. Das kann man am Reißbrett nicht exakt planen. Das Wichtigste für mich ist, dass das Ergebnis so aussieht, als wäre der Fluss dort schon immer so gewesen – also nicht neu, sondern organisch und natürlich.

Was macht für Sie heute den Reiz des Projekts aus?

Große Jäger: Dass die Menschen an dieser Stelle jetzt wirklich ganz nah ans Wasser herangehen können. Die Fläche wird von der Bevölkerung auch sehr gut angenommen. Die ökologische Verbesserung ist offensichtlich. Aber auch als Hochwasserpuffer bei Starkregenereignissen hat sich die Fläche inzwischen bewährt.

Zu den Leistungen des Fachbetriebs gehörten im Einzelnen (Auszug):

  • Abbruch von 220 Meter Betonsohle bis 10 Meter breit mit einer Niedrigwasserrinne
  • Bau von 220 Metern SW-Kanal DN 250 bis 4 Meter Tiefe, Einziehen von 27 Metern SW-Kanal DN 250 in vorhandenen SW-Kanal DN 300
  • Auf- und Abtrag von Böden mit einem Volumen von ca. 10.000 Kubikmetern
  • Modellierung des Gewässerverlaufs und der Böschungen auf einer Fläche von ca. 10.000 Quadratmetern
  • Böschungssicherung aus Naturblocksteinen auf 180 Metern
  • Einbau von Bodensubstrat mit einem Volumen von 2.800 Kubikmetern
  • Einbau von 2.000 Quadratmetern Mergelschicht

Fotos: Benning Garten- und Landschaftsbau