„Klimaangepasste Gärten sind Wohlfühlgärten“

Wie sich Gärten verändern lassen, damit sie zukünftig „klimafest“ bzw. „klimafit“ sind

Die in vielen Garten beliebten Bauernhortensien mit ihren üppigen Blütenballen sind in den vergangenen Jahren zum Seismographen für Trockenheit geworden: Ein Tag ohne Regen – und schon sehen die Pflanzen unschön verdorrt aus. Und Tage ohne Regen, die gab es in 2022 viel zu viele. Die Bauernhortensien sind aber nur ein Beispiel dafür, wie wichtig es ist, Pflanzen standortgerecht zu verwenden. Im Zuge des Klimawandels wird das immer wichtiger. Die Bepflanzung muss sich dem Klima anpassen: Die Idee eines englischen Cottagegartens mit Hortensien, die viel Wasser benötigen, verfängt dabei ebenso wenig wie die eines mediterranen Gartens. Denn auch wenn Pflanzen mit südlichem Flair Trockenheit natürlich besser vertragen: Viele kommen weder mit Minusgraden im Winter klar, noch können sie Starkregen bzw. durchnässte Böden trotzen, wie sie hierzulande – anders als am Mittelmeer – auch in Zeiten des Klimawandels immer wieder vorkommen. „Gärten werden in den nächsten zehn, zwanzig Jahren anders geplant und gestaltet werden müssen“, sagt auch Josef Mennigmann, Präsident des Verbands Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Nordrhein-Westfalen e. V. (VGL NRW). „Die Landschaftsgärtner in NRW haben sich darauf schon seit langem eingestellt und es gibt inzwischen viele spannende Referenzen von Gärten, denen man tatsächlich gar nicht ansieht, dass sie mit Blick auf den Klimawandel angelegt worden sind.“

Tolle Klima-Gehölze: Die Kupfer-Felsenbirne Amelanchier lamarckii (l) und Kornelkirsche Cornus mas sind Nährgehölze für Vögel...
und kommen auch wild vor, zusammen mit Weißdorn und Schlehe. Sie vertragen sowohl Trockenheit als auch starken Regen.

Neben geeigneten, standortgerechten Pflanzen – die dann im Ergebnis sogar einen geringeren Pflegeaufwand besitzen – spielt auch im heimischen Garten das Regenwassermanagement eine immer größere Rolle. Denn Starkregenereignisse sind in den letzten Jahren im Westen immer öfter zu beobachten. Innerhalb weniger Stunden können einst unvorstellbare Regenmengen den Garten fluten und ihn unter Wasser setzen. Umso wichtiger ist es, Bereiche zu schaffen, an denen das Wasser versickern kann. „Grundsätzlich sollten so wenig Flächen wie möglich im Garten versiegelt werden, damit Regenwasser ablaufen kann“, so Mennigmann. „Darüber hinaus gibt es aber auch die Möglichkeit Mulden und Senken, in denen sich Wasser zunächst einmal sammeln kann, um dann langsam abzulaufen, gestalterisch in den Garten einzubeziehen und durch eine entsprechende Bepflanzung sogar noch einmal aufzuwerten.“

Auf einen Blick – Ideen, wie Ihr Garten klimafest wird

  • Pflanzen von Klimabäumen, d.h. besonders robusten Bäumen, die sowohl Hitze und Trockenheit als auch Starkregen und Wind gut vertragen
  • Zusammenstellen von Beeten mit klimaangepassten Stauden
  • Begrünung von Dächern (hier: Hausdach, Garagendächer, Dach des Gartenhauses) und Fassaden
  • automatische Bewässerung zum sparsamen Einsatz von Wasser
  • Zisternen zum Sammeln von Wasser bei Starkregen zu
  • Anlegen von Schattenplätzen unter Bäumen, z.B. mit Pergolen oder fest installierten Großschirmen

Mit einer Dachbegrünung oder auch einem Solar-Gründach haben Garten- und Hausbesitzer noch einen weiteren Hebel zur Klimaanpassung: Grüne Dächer leisten einen wichtigen Beitrag zur Regulierung des Mikroklimas gerade in Städten. Die Temperaturen auf einem Gründach sind selbst im Sommer noch angenehm, während das Thermometer auf einem sogenannten „Schwarzdach“, etwa auf Garagendächern, leicht auf 60 Grad Celsius und mehr klettern kann. Je mehr Menschen sich für ein Gründach entscheiden, umso besser für das (Mikro-)-Klima: Die Städte heizen sich nicht mehr so schnell auf. Das steigert die Lebensqualität der Menschen und schützt auch die Gesundheit. In der Kombination mit einer Solaranlage punktet das Gründach einmal mehr, weil die Leistungsausbeute der Anlage steigt. „Als Verband fordern wir von der Politik daher auch eine kombinierte Förderung von Dachbegrünung und Photovoltaik“, erklärt VGL NRW-Präsident Josef Mennigmann. „In den vergangenen Jahren hat hier bereits ein erheblicher Wandel eingesetzt und wir hoffen, dass wir mit dieser Forderung im Interesse der Haus- und Gartenbesitzer einmal mehr den Anstoß geben können, unser Land und damit auch unsere Gärten klimafit zu machen.“

Ob Pergola mit Stoffdach oder schirmförmige Bäume: ...
...Schattenspender für den Garten werden immer wichtiger.

Wer seinen Garten heute klimaangepasst plant und gestaltet, wird auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten noch viel Freude daran haben. „Wir müssen den Garten sicherlich ein Stück weit neu denken“, so Josef Mennigmann. „Aber auch klimaangepasste Gärten sind Wohlfühlgärten: mit einzigartigen Gartenräumen, in denen sich die Menschen selbst bei großer Hitze gerne aufhalten, und durch eine Pflanzenvielfalt, die auch dem Artenschutz dient. Das macht sie vielleicht sogar noch attraktiver als heute. Die Veränderungen, die wir dafür brauchen, sind nicht groß – aber sie werden eine große Wirkung haben.“

Die Staudenbeete im Garten verändern sich: 
Mehr und mehr sind Trockenstauden gefragt – bunt bleibt es trotzdem.