Es wächst was: Private Vorgärten gehen uns alle an

Mit seiner Initiative „Rettet den Vorgarten“ ist der Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL) e.V. seit über einem Jahr engagiert unterwegs, um sich für begrünte, artenreiche Vorgärten stark zu machen. Startschuss für die Initiative war eine repräsentative Marktforschung der GfK, die die Motive für die unterschiedliche Vorgartengestaltung mit Steinen und Schotter oder mit einer vielseitigen Bepflanzung untersuchte. Das Ziel: mit guten Argumenten der Versteinerung und Versiegelung von Vorgärten entschieden entgegen zu wirken.

Es wächst was: Private Vorgärten gehen uns alle an

Mit seiner Initiative „Rettet den Vorgarten“ ist der Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL) e.V. seit über einem Jahr engagiert unterwegs, um sich für begrünte, artenreiche Vorgärten stark zu machen. Startschuss für die Initiative war eine repräsentative Marktforschung der GfK, die die Motive für die unterschiedliche Vorgartengestaltung mit Steinen und Schotter oder mit einer vielseitigen Bepflanzung untersuchte. Das Ziel: mit guten Argumenten der Versteinerung und Versiegelung von Vorgärten entschieden entgegen zu wirken.

Mit einem Journalistenwettbewerb wurden Medien in ganz Deutschland aufgerufen, sich mit dem Vorgarten zu beschäftigen. Die Einsendungen übertrafen inhaltlich alle Erwartungen, denn nicht nur Zeitungen, sondern auch Radio- und Fernsehanstalten, Webseiten und Blogs hatten sich zum Teil in Serien mit unterschiedlichsten Blickwinkeln mit dem Vorgarten befasst. Den ersten Preis gewann 2017 die Diplom-Ingenieurin Karla Krieger für ihre umfassende Veröffentlichung zum „Sinn und Unsinn von Schottergärten“ veröffentlicht in den Fachzeitschriften „Stadt und Grün“ und „Die neue Landschaft“. Der Wettbewerb wird auch 2018 fortgesetzt.

Schon im Frühjahr 2017 wurde die Facebookseite „Rettet den Vorgarten“ gestartet, die inzwischen eine immer lauter werdende Diskussion widerspiegelt. Vogelschützer, Insektenfreunde, Naturliebhaber, Klimaspezialisten, Stadtplaner, aber auch Kommunalverantwortliche, Gartenarchitekten und Landschaftsgärtner nehmen aktiv an dieser inhaltlichen Auseinandersetzung teil; Meinungen und Haltungen, aber auch Wissen und Nichtwissen, prallen hier aufeinander. Aufgeräumt wird sehr nachdrücklich mit der Irrmeinung, geschotterte Flächen vor dem Haus wären pflegeleicht.

Von wegen pflegeleicht

Die GfK-Marktforschung hatte als das Hauptmotiv für die Anlage von Schotter- und Kiesgärten die Erwartung von geringem Pflegeaufwand herausgestellt. In Fachkreisen ist längst bekannt, dass das Gegenteil der Fall ist. Vor hohem Pflegeaufwand warnt auch die Natur- und Umweltschutzakademie NRW. „Organisches Material wie Pollen, Blüten, Sande, Samen und Blätter fallen zwischen die Steine und verrotten. Es bildet sich eine Humusschicht und erste Wildkräuter keimen. Algen, Moose und Flechten siedeln sich an. Eine Verfärbung tritt ein. Der Garten wird unansehnlich“, so die Akademie. „Der Einsatz von Herbiziden ist verboten, und wer zum Abflämmgerät greift, zerstört die Folie unter den Steinen.“

Grün statt Grau

Der BGL engagiert sich mit seiner breiten Öffentlichkeitsarbeit für grüne Vorgärten und für eine erlebnisreiche Pflanzenvielfalt. „Auch innerhalb unseres Berufsstandes diskutieren wir viel. Wir setzen uns als Branche dafür ein, dass die Vorgärten wieder zu Gärten werden, die das Wort auch verdienen. Dabei sind wir offen für Kooperationen, auch und besonders gerne mit Kommunen. Es kann nicht sein, dass es Städte und Gemeinden gibt, die grüne Dächer fördern, und gleichzeitig eine klimaschädliche Versteinerung der Vorgärten tolerieren“, erklärt BGL-Präsident Lutze von Wurmb.

Die Diskussion mit Bürgerinnen und Bürgern zeigt, dass viele überhaupt nicht wissen, wie sie die Fläche vor dem Haus gestalten sollen. Den meisten fehlt heute die Kenntnis, wie sie mit geschickter Pflanzenauswahl vor dem Haus einen Willkommensraum schaffen, der ihnen täglich Freude machen kann, der aber auch wichtigen (Über-)Lebensraum für Vögel, Igel und Insekten bietet.

Vorgärten nutzen

Die Fläche vor dem Haus ist sozusagen „halböffentlich“, und von jedem einsehbar. Eine Straße mit begrünten Vorgärten wirkt für die Bewohner, die Nachbarn, aber auch für Spaziergänger sympathisch, freundlich, friedlich. Das Mikroklima in diesen Straßen wird durch die Begrünung positiv beeinflusst. Regenwasser versickert nicht so schnell und im Sommer sorgt die Verdunstungskälte für frischere Luft und angenehmere Nächte. Während sich die steinreichen Vorgärten tagsüber stark aufheizen und noch nachts Wärme abstrahlen, wirken die Beschattung und der Bewuchs von bepflanzten Gärten kühlend. Außerdem sorgen pflanzenreiche Vorgärten das ganze Jahr über für Abwechslung im Straßenbild, vom zeitigen Frühjahr mit den ersten Zwiebelblumen, den blühenden Hausbäumen im Mai, Rosen und Stauden im Sommer und schließlich mit der Färbung der Laubgehölze im Herbst.

Auch die Stiftung DIE GRÜNE STADT setzt auf die Möglichkeiten von Städten und Gemeinden: „In hochverdichteten Siedlungsräumen kommt es auf jeden Quadratmeter Grün- und Freifläche an. Kommunen können hier beratend unterstützen, aber auch ganz konkret mit Gestaltungssatzungen Einfluss nehmen“, sagt Peter Menke, Vorstand der Stiftung. Lutze von Wurmb ergänzt mit Verweis auf die Marktforschung: „Interessant ist auch, dass selbst Gartenbesitzer, die ihren Vorgarten verschottert haben, bepflanzte Vorgärten schön finden und in ihren Gärten hinter dem Haus sehr wohl Abwechslungsreichtum schätzen! Wir setzen daher auf einen begrünten, gepflegten Vorgarten mit Sträuchern, Stauden oder schönen Solitärbäumen. Und wir setzen dabei auf die Unterstützung der Planungsbehörden und Kommunen.“
BGL

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