Nachhaltigkeitsziele in NRW: Die Zukunft wird in den Städten entschieden!

Deutschland hat 2022 geringfügig weniger Treibhausgase ausgestoßen, aber der Rückgang reicht nicht aus, um die Klimaziele für 2030 zu erreichen. Insbesondere die Bereiche Gebäude und Verkehr haben ihre Ziele verfehlt. Die Arbeitsgemeinschaft der kommunalen Spitzenverbände Nordrhein-Westfalens forderte bereits im Januar 2022 in einem Brief an den Landtag verstärkte Unterstützung der Landesregierung im Klimaschutz bei Gebäuden, während der VGL NRW auf den Bedarf nach Unterstützung im Bereich Urbanes Grün hinweist.

Nachhaltigkeitsziele in NRW: Die Zukunft wird in den Städten entschieden!
Nahezu 50 Prozent der NRW-Bevölkerung lebt in Großstädten, weit mehr als im Bundesdurchschnitt.

Aus aktuellen Daten des Umweltbundesamts geht hervor, dass Deutschland 2022 zwar etwas weniger Treibhausgase ausgestoßen hat als im Vorjahr, aber um die Klimaziele für 2030 einzuhalten, reicht der Rückgang bei Weitem nicht. Dabei unterscheiden sich die Ergebnisse für die einzelnen Sektoren deutlich. Insbesondere die Bereiche Gebäude und Verkehr haben wieder ihre Ziele verfehlt. Schon im Januar 2022 hatte die Arbeitsgemeinschaft der kommunalen Spitzenverbände Nordrhein-Westfalens in einem Brief an den Landtag eingefordert, dass die Landesregierung den Kommunen speziell im Klimaschutz bei Gebäuden stärker helfen müsse. Ausdrücklich erwähnt wird der Bedarf nach Unterstützung im Thema Urbanes Grün, dazu Josef Mennigmann, Präsident des Verbandes Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau Nordrhein-Westfalen (VGL NRW) e.V.: „Nahezu 50 Prozent der NRW-Bevölkerung lebt in Großstädten, weit mehr als im Bundesdurchschnitt. Dort wird über die Zukunft entschieden! Viele Städte und Gemeinden haben die positiven Aspekte der blau-grünen Infrastruktur als Beitrag zur Klimaanpassung erkannt und zusätzlich zu den Förderprogrammen des Landes eigene Förderprojekte aufgelegt."

Der nächste Hitzesommer steht bevor

Wenngleich das Frühjahr 2023 bisher eher kühl war und es vergleichsweise viel Regen gegeben hat, gehen Meteorologen davon aus, dass sich der Trend zu heißen und trockenen Sommern fortsetzt. Die Folgen des Klimawandels, insbesondere Extremwetterlagen, zeigen sich auch in NRW immer stärker und sie sind deutlich in das öffentliche Bewusstsein gerückt. Drei Hitzesommer in Folge, anhaltende Trockenphasen und die Starkregenereignisse aus 2021 haben eine neue Sichtweise und Haltung bei den Verantwortlichen in der Landespolitik und in den Städten und Gemeinden bewirkt. Viele Kommunen haben in den letzten Jahren erkannt, dass es mehr Investitionen in Krisenvorsorge braucht und dass professionelle Maßnahmen zur Klimaanpassung die kommunalen Haushalte langfristig entlasten. Viele dieser Maßnahmen tragen aber auch direkt dazu bei, die Gesundheit und Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger zu erhöhen. Mennigmann nennt hier vor allem Maßnahmen zum Hitzeschutz und zur Verbesserung des lokalen Kleinklimas im bebauten Raum. Viele Städte und Gemeinden haben hierzu inzwischen spezielle Hitze- bzw. Starkregen-Gefahrenkarten entwickelt, die dazu dienen, Handlungsschwerpunkte deutlich zu kennzeichnen. Als wichtiges städtebauliches Modell ist in jüngster Zeit vor allem das Schwammstadt-Konzept zu nennen. Im Kern geht es darum, ein optimiertes Regenwassermanagement zu etablieren. Anstatt Niederschlagswasser direkt in die Kanalisation abzuführen, soll der Stadtkörper wie ein Schwamm Wasser aufnehmen, zeitweise speichern und zeitversetzt wieder abgeben. Mennigmann: „Was sich so einfach anhört, ist teilweise mit erheblichen Umbauten verbunden. Verkehrsflächen und Plätze müssen entsiegelt, temporäre Überflutungsräume eingerichtet und über allem ein Konzept für die blau-grüne Infrastruktur entwickelt werden. Dazu gehören sämtliche Freiflächen, aber auch Dächer und Fassaden." Hier zeigt sich beispielhaft, wie die von der EU als „nature-based-solutions" benannten Maßnahmen zu Synergien führen: Begrünte Gebäude dienen als temporäre Wasserspeicher, die Pflanzendecke verhindert im Sommer übermäßiges Aufheizen und die Verdunstung von Wasser wirkt wie eine natürliche Klimaanlage. Im Winter isolieren bestimmte Pflanzen Gebäude zusätzlich und helfen, die Wärme im Inneren zu halten. Dadurch sinkt auch der Heizbedarf.

Landesgartenschau als Motor

Die Erkenntnis, dass es nicht nur darum gehen kann, die Folgen des Klimawandels abzuschwächen, sondern den Umbau auch als Chance zu nutzen, um unsere Städte und Gemeinden lebenswerter und nachhaltiger zu machen, lässt sich auch auf der aktuellen Landesgartenschau sehen und erleben. Am 20. April wurde in Höxter die 19. NRW-Landesgartenschau eröffnet. Bis zum 15. Oktober 2023 wird es hier ein buntes Programm mit mehr als 1.000 Veranstaltungen, wechselnden Ausstellungen und zahlreichen Garten-Impressionen geben. Der VGL NRW ist selbstverständlich dabei und stellt verschiedenste Themen vor. Das Bunte Klassenzimmer NRW ist ein naturnaher Garten für erlebnis- und erfahrungsorientiertes Lernen. Dort wird es ein vielfältiges Kursangebot aus den Themengebieten Umwelt, Natur, Technologie, Archäologie, Tiere, Pflanzen, Landwirtschaft, Kultur und gesellschaftliches Miteinander geben - immer mit Bezug zu den 17 Nachhaltigkeitszielen der UN. Mennigmann: „Wir freuen uns sehr auf die kommenden Monate in Höxter und schon jetzt ist klar, dass die Stadt insgesamt auch nach der Landesgartenschau profitiert. Viele Maßnahmen zur Stadtentwicklung sind auf Dauer angelegt und werden auch in Zukunft die Attraktivität der Region als Wirtschaftsstandort, aber auch die Lebensqualität für die Bürgerinnen und Bürger steigern."

Mehr Inforamtionen unter www.landesgartenschau-hoexter.de

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