Von der Wildnis zur Wohlfühloase

Ein Gartental mit Charakter

Auf einem 3.000 Quadratmeter großen Areal in Heiligenhaus, gelegen in einem idyllischen Tal mit natürlichem Bachlauf und Teichen, mitten im Wald und angrenzend an Wiesen, lösen sich die Grenzen zwischen Garten und Natur auf. Bei der Umgestaltung ihres zuvor urwüchsig verwilderten Grundstücks, auf dem sich neben dem Wohnhaus mehrere kleinere Nebengebäude befinden, hatten die Besitzer genau darauf besonderen Wert gelegt: Gestaltete Beete sollten „mit einem Hauch von Wildnis“ mit der natürlichen Umgebung verschmelzen. Diese Vision haben Jan Phillip Eckhardt, Ingenieur im Landschaftsbau und Geschäftsführer von „Gärten von Eckhardt“ in Wuppertal, und sein Team durch viele kreative Ideen, gestalterische Akzente und praktische Lösungen aktiv mitgestaltet sowie fachkundig und mit Liebe zum Detail umgesetzt. So ist ein Garten entstanden, der nicht nur die Schönheit der Region widerspiegelt und ein Beispiel für nachhaltige Gartengestaltung ist, sondern auch einen ganz besonderen Preis gewonnen hat ...

Gemeinsame Planung

Den Weg zu diesem außergewöhnlichen Projekt haben Landschaftsgärtner und Bauherren Schritt für Schritt zurückgelegt. Begonnen hatte die Zusammenarbeit mit einem zunächst überschaubaren Auftrag: dem neu zu gestaltenden Zugang zum kurz zuvor sanierten Wohnhaus, wo Pflastersteine abgesackt waren, verbunden mit dem Bau eines Treppenabgangs. „Für die Baustelle hatten wir einen zeitlichen Umfang von sechs Wochen eingeplant“, erinnert sich Jan Phillip Eckhardt. „Am Ende kamen wir auf vier Bauabschnitte und waren letztlich mehr als eineinhalb Jahre vor Ort.“ Entscheidend bei der Gestaltung des Gartens war der enge Dialog mit den Bauherren. Einen Gesamtplan – wie sonst bei Projekten dieser Dimension – gab es nicht. Vielmehr entwickelte sich die Gestaltung des Grundstücks aufgrund der Größe und der besonderen Hanglage, die kaum eine lückenlose Planung zuließ, organisch. Schritt für Schritt entstand so eine einzigartige, fast parkähnliche Anlage, die in diesem Jahr als einer der 50 schönsten Gärten Deutschlands ausgezeichnet wurde.

Der Preis „Gärten des Jahres“ ist der bedeutendste Wettbewerb für Privatgärten im deutschsprachigen Raum. Seit 2016 wird er jährlich vom Callwey Verlag in Zusammenarbeit mit renommierten Partnern wie dem Bund Deutscher Landschaftsarchitekten (bdla) und dem Bundesverband Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau (BGL) verliehen. Ziel des Wettbewerbs ist es, herausragende Gartenkonzepte zu würdigen und einem breiten Publikum zugänglich zu machen.


„Das Schöne an diesem Projekt war, dass wir vollkommen naturnah arbeiten konnten. Alles, was wir anlegten, sollte nicht wie ein Fremdkörper wirken, sondern so erscheinen, als wäre es schon immer Teil dieses Ortes gewesen.“

Jan Phillip Eckhardt, Geschäftsführer „Gärten von Eckhardt“


Die Bepflanzung – von Wildnis zu Gartenkunst

Zu den prägenden Aufgaben bei der Umgestaltung des Grundstücks gehörte die Erschließung des steilen, vormals völlig verwilderten Hangs direkt neben dem Haus. Heute führt eine neue Treppe entlang der Böschung, die mit Solitärgehölzen wie Birke und Felsenbirne sowie mit Gräsern und Stauden üppig bepflanzt ist. Das Ergebnis: ein reichlich blühendes, sich vom Frühjahr bis zum Frost wandelndes Bild, das stets ein einladendes Ambiente schafft.

Auch auf den angrenzenden Wiesen setzten die Landschaftsgärtner neue Akzente: Gezielt eingebrachte Gehölze, darunter Bergkiefern, eröffnen neue Blickachsen. Beim Blick in das Tal zeigen sich buschige Blumen-Hartriegel mit attraktivem Blütenwerk – Natur und Gestaltung greifen ineinander.

Terrassen und Wege – mit dem Blick für Geschichte

Besondere Aufmerksamkeit erhielt auch die seitlich am Haus gelegene Terrasse. Von einem höher gelegenen Platz mit Carport legten die Landschaftsgärtner einen Weg dorthin, eingefasst von Trockenmauern, die in bergischer Grauwacke ausgeführt sind. Mit dem regionalen Naturstein, der aus einem Steinbruch im nahen Lindlar stammt, arbeitet der Fachbetrieb bevorzugt. Das Besondere an den Mauern: Jeder einzelne Stein wurde von Hand nachbearbeitet, um ein harmonisches Gesamtbild zu erzeugen. Ein einzigartiger Fund inspirierte zusätzlich: Die Landschaftsgärtner ließen ein altes Kirchenfenster, das auf dem Grundstück entdeckt wurde, von einem Steinmetz restaurieren und integrierten es kunstvoll in eine der Natursteinmauern.

Teichsanierung – im Zeichen des Regenwassermanagements

In einem weiteren Bauabschnitt standen die Teiche im Mittelpunkt. Die Teichsanierung brachte dabei nicht nur eine optische Aufwertung, sondern war zugleich ein zentraler Baustein des Regenwassermanagements: Das Erdgeschoss des Hauses liegt fast auf Höhe der Teiche. Bei Starkregen schwillt der kleine Bach an und die Teiche drohen überzutreten, da von den Hängen extrem viel Wasser in und durch das Tal fließt. Vor diesem Hintergrund modellierten die Landschaftsexperten das Gelände teilweise neu, prüften Fließrichtungen und sorgten für eine professionelle Entwässerung. Die Wasserflächen der Teiche wurden verkleinert, die brüchigen Deiche erneuert sowie moderne Ablauf- und Stauvorrichtungen, sogenannte Mönche, installiert.


„Die Logistik stellte eine große Herausforderung dar: Über eine schmale, für PKW ausgelegte Straße brachten wir rund 100 Tonnen Naturstein und 250 Tonnen Schüttgut zum Grundstück und transportierten 400 Tonnen Schlamm aus den Teichen ab.“

Jan Phillip Eckhardt, Geschäftsführer „Gärten von Eckhardt“


Technik von heute ist in diesem Garten natürlich auch zu finden – so weit wie möglich unsichtbar integriert: Ein Mähroboter pflegt vor allem den neu verlegten Rasen zwischen Naturteichen und Haus, der in diesem Garten Wegefunktion hat. Darüber hinaus darf der Rasen vielfach frei wachsen. Automatische Bewässerungssysteme für die Beete werden teilweise aus einer Zisterne gespeist. Sämtliche Systeme sind per Internet steuerbar.

Herzensprojekt und Hobby zugleich

Für die beiden glücklichen Besitzer ist ihr Garten längst zum Hobby geworden. „Vor allem im Frühjahr arbeiten wir durchaus drei Stunden täglich in und an unserem Herzensprojekt“, erzählten sie dem WDR-Fernsehen, das einen Beitrag über ihren Garten drehte. Ob noch weitere Vorhaben folgen? Ausgeschlossen ist das sicher nicht. 

Fotos: Gärten von Eckhardt/Daniela Toman