Ein Hang zum Garten

Eine bepflanzte Treppenanlage wird zum „Erlebnisgang“

In einem Dorf im Weserbergland ist an einem sehr steilen Hang ein buntes, naturnahes Paradies entstanden – genauso, wie die Gartenbesitzer es sich vorgestellt hatten. Ein besonderer Blickfang ist eine Treppenanlage aus rotem Wesersandstein, die von einer bereits vorhandenen Terrasse in den Garten führt. Gartenbauingenieur Siegfried Wüllenweber, Inhaber von „Die Gartensanierer“ in Extertal, hat sie als „Erlebnisgang“ angelegt: „Die Treppe führt nicht einfach gerade den Hang hinab, sondern wird mehrfach verschwenkt. Dabei ergeben sich kleine Plattformen, die von Mauern in Sitzhöhe umgeben sind.“

Wer dort verweilt, befindet sich inmitten eines Blütenmeers. Denn die Treppenanlage wird von großzügigen Beeten mit Gehölzen und Stauden eingefasst, die seitlich und zum Garten hin von naturnahen Trockenmauern gestützt werden. Der kleine Hanggarten hat bis in den späten Nachmittag Sonne: Hier fühlen sich duftende Stauden wie die Blauraute mit ihren tiefblauen Blütenrispen oder der zarte Lavendel wohl. Sonnenhut bringt ebenso Farbe ins Beet wie Sonnenblumen, deren Blütenköpfe den Gartenbesitzern in luftiger Höhe zunicken. Neben der Treppenanlage wurde noch ein praktischer, schmaler, inzwischen fast eingewachsener Weg zum Haus hin angelegt, damit die Gartenbesitzer auch die Schubkarre nutzen können.

Schluss mit dem „Auf und Ab“ am Hang

Die grundsätzliche Herausforderung für die Gartensanierer war es, in der extremen Steillage nutzbaren Garten zu gestalten. Die Gartenbesitzer hatten bereits an einigen Stellen in Eigenleistung Neues geschaffen, den Garten mittig auch ein Rasenplateau eingezogen, der Platz für ein Gartenhaus bot. Insgesamt präsentierte sich der Garten jedoch als „wilde Baustelle“: „Vor allem hatte man – wie das bei Hanggärten oft der Fall ist – das Gefühl, ständig auf und ab laufen“, so Gartenbauingenieur Wüllenweber. „Man konnte den Garten gar nicht auf sich wirken lassen.“ Mit dem „Erlebnisgang“ im oberen Teil des Gartens konnten die Gartensanierer nutzbare Abstufungen schaffen.
Über weitere Kieswege mit Trittplatten lässt sich der restliche Garten erschließen. Siegfried Wüllenweber: „Gerade bei einem Hanggarten muss man darauf achten, nicht zu viel Fläche zu versiegeln. Dann kann das Wasser in dieser versickern.“

Hier kann ein Teich einfach Teich sein

Durch die Anlage eines Gartenteichs am Grundstücksende – gewissermaßen im „Tal“ – wurde ein neuer Anziehungspunkt geschaffen. Zum Hang hin wird er durch Natursteinmauern abgestützt. Dort lässt es sich hervorragend sitzen und mit den Füßen im kühlen Nass planschen. Ansonsten darf der Teich Teich sein: Er erfüllt keine andere Funktion als den Garten zu verschönern und Tieren und Pflanzen einen Lebensraum zu bieten. Die Anlage des Teichs in einem komplizierten Gelände wie dem vorhandenen ist eine Aufgabe für Profis: „Als Gartensanierer sehen wir oft unschöne Ufer, die zu einer schnellen Verlandung führen – eines der häufigsten Probleme, wegen denen wir gerufen werden“, so Siegfried Wüllenweber. „Dabei gibt es Folien, die besonders fest und trotzdem leicht zu modellieren sind, so dass man ordentliche Ränder erhält und auch bei kleinen Anlagen viel Wasser sieht.“

Viel Detailarbeit fürs große Ganze

Die Haus- und Gartenbesitzer konnten sich in das Projekt einbringen: „Wir haben viel miteinander gesprochen und Ideen ausgetauscht, bis wir ein gemeinsames Bild des Gartens hatten“, so Siegfried Wüllenweber. „In der Umsetzung steckt dann von unserer Seite jede Menge Detailarbeit, damit der Garten auch tatsächlich so wirkt, wie sich seine Besitzer dies vorstellten.“ Vor allem die Selbstverständlichkeit, mit der jedes einzelne Element seinen passenden Platz gefunden hat, überzeugt in der Gesamtbetrachtung. Damit ist der Garten ein Spiegelbild des Lebens und des Lifestyles seiner Bewohner geworden – sogar bis ins kleinste Detail: Nachdem der Hausbesitzer während der Bauphase beruflich in Korea zu tun, pflanzte Gartensanierer Wüllenweber Koreanische Abelie (Abelie mosanensis) – einen in unseren Breitengraden eher seltenen Zierstrauch, der ganz im Sinne der Gartenbesitzer eine echte Bienenweide ist.

Der Rasen ist im Übrigen naturnah angelegt: Wo immer die Gartensanierer Lücken entdeckten, säten sie nicht nur nach, sondern arbeiteten auch einheimische niedrige Bodendecker ein – zum Beispiel weiße Schafgarbe, deren Polster immergrün sind und auf denen es sich herrlich barfuß läuft. Auch Klee darf hier wachsen. Die Pflanze hat völlig zu Unrecht einen Ruf als Unkraut: Klee verbessert den Boden, die Blüten sind eine wichtige Nektarquelle für Insekten. Und in heißen Sommern bleibt er auch dann grün, wenn der Rasen „verbrennt“.

Fotos: Die Gartensanierer