Natürlich am Hang

In einem kleinen Dorf im Bergischen Land lebt eine junge Familie ihren Traum vom Landleben, Selbstversorgung inklusive: ein Fachwerkhaus am Waldrand, ein verwunschener Unterstand und ein Gehege für die Hühner, gruppiert um einen rund 1.500 Quadratmeter großen Garten, der optisch in eine Wiesenlandschaft übergeht. Landschaftsgärtner Peter Hausmann, Inhaber von Hausmann Garten- und Landschaftsbau in Remscheid, fand hier den perfekten Rahmen für die Gestaltung einer naturnahen Terrasse am Hang.

Peter Hausmann ist Landschaftsgärtner und Gärtnermeister. 2012 gründete er sein Unternehmen in Remscheid-Lennep.

„Die größte Herausforderung bei der Gestaltung eines Gartens ist, dass er sich so in die Landschaft einfügt, als wäre er schon immer dagewesen.“ - Peter Hausmann

Die Aufgabe

Die Hausbesitzer beauftragten Peter Hausmann mit der Neugestaltung des rückwärtigen Hauseingangs. Mit vier Reihen Waschbetonplatten auf einer Länge von zehn Metern, eher ein breiter Weg als eine schmale Terrasse, bot die Fläche ein tristes Bild. Von dort gelangte man über eine schnurgerade Betontreppe mit einem unattraktiven Handlauf zum höhergelegenen Hühnerstall. Die Familie nutzte den Eingang insbesondere auch, um dort nach der Arbeit im großen seitlichen Garten die dreckigen Schuhe zu wechseln. Größter Wunsch der Familie war es, in diesem Gartenbereich mehr Raum zu schaffen, verbunden mit einer optischen Aufwertung unter Verwendung lokaler Materialien – keine einfache Aufgabe, gerade auch bei dem begrenzten Budget einer jungen Familie.

Im Ergebnis ist ein ganz neuer Lebensraum entstanden: Die Eltern genießen auf der neuen, großen Terrasse jetzt oft ihren Feierabend, während die Kinder mit ihren Fahrrädern um sie herumflitzen ...

Das Konzept

Die Gestaltung von Hanglagen stellt für jeden Garten- und Landschaftsbauer eine besondere Herausforderung dar. Terrassen unterhalb einer Böschung wirken leicht wie eingemauert. Peter Hausmann löste die Aufgabe, indem er den Hang mit Quadern aus Bergischer Grauwacke in hellen Erdfarbtönen terrassierte und dem Gartenraum so Leichtigkeit und Offenheit gab. Die Terrasse wurde auf vier Meter verbreitert, die Befestigung des Hangs erfolgte auf drei Etagen. Die untere Etage ist etwas breiter als Sitzbereich ausgeformt, hinter dem sich noch ein schmaler Pflanzstreifen befindet. Der Übergang von der zweiten zur dritten Etage bietet ebenfalls Platz für eine Bepflanzung. Die Trockenmauer wirkt auch deshalb nicht wuchtig, weil sich auf der letzten Quaderreihe ein Schichtmauerwerk, ebenfalls aus Grauwacke, befindet, mit dem das Gelände lockerer abgefangen wird.

Die Natürlichkeit des neuen Gartenteils wird unterstrichen durch die Staketenzäune, von den Bauherren selbst gesetzt, und Elemente aus Cortenstahl wie die Gartenlampen. Die Leitungen dafür hatten die Landschaftsgärtner gelegt.

Eine um 90 Grad verschwenkte Stufenanlage ersetzt die vorhandene Treppe. Die Treppenstufen sind – trotz eines relativ hohen Materialpreises – aus Grauwacke.

Die Baustelle

Je schwieriger eine Gartenbaustelle zu erreichen und zu bearbeiten ist, umso höher sind die Kosten für die Maßnahme. Kostenfaktoren in diesem Projekt waren zum einen die Straßenverhältnisse, zum anderen die Hanglage. So mussten die Grauwacke-Quader in mehreren Tranchen mit einem 12-Tonnen-Lkw angeliefert werden, da ein 40-Tonner den Weg nicht befahren konnte. Da die Quader nur auf einer Wiese nahe der Straße abgekippt werden konnten, musste ein Radlader sie einzeln durch eine enge Zufahrt hinter das Haus transportieren. Das kostet Zeit und Geld. Immerhin konnte der Boden, der für die Terrassenerweiterung abgetragen wurde, vor Ort verbleiben: Er wurde an verschiedenen Stellen auf dem Grundstück wieder eingesetzt, um die Hanglage etwas auszugleichen. Bis zur Fertigstellung des Projekts verbrachte das Team rund dreieinhalb Wochen vor Ort.

„Jeder Gartenbesitzer hat ein Bild von einer Neugestaltung im Kopf, aber nicht immer lässt sich alles umsetzen – und manchmal kann man aus einem Garten sogar noch mehr herausholen, als es sich der Gartenbesitzer hat träumen lassen. Es ist immer spannend zu beobachten, wie sich Perspektiven und Sichtweisen verändern, wenn man miteinander spricht.“ - Peter Hausmann

Die Materialien

Die Verwendung von Bergischer Grauwacke als Baustoff ist – wie die Verschieferung des Fachwerkhauses der Familie – typisch für das Bergische Land. Der Naturstein, entstanden vor etwa 350 Millionen Jahren durch Ablagerungen von Sand, Glimmer, Quarz und Kieselsäure, überzeugt durch seine Ästhetik und seine Funktionalität. Die Geschichte des Steins lässt sich insbesondere an den gesägten und geflammten Treppenstufen mit ihrer rauen Oberfläche ablesen: Hier treten die einzelnen Gesteinsschichten zutage. Besonders machen den Stein Einschlüsse von Fossilien.

Die Farbvielfalt der Bergischen Grauwacke ist groß, das Farbspektrum erstreckt sich von braun bis grau, wobei jeder Stein seine individuelle Farbgebung besitzt. Insgesamt 80 Quader verbaute der Fachbetrieb, jeder zwischen 300 und 600 Kilo schwer. Gesetzt wurden sie mit Bagger und Greifer. Nach einer gründlichen Vorsortierung wurde so mancher Steine auch noch mit Vorschlaghammer und Meißel nachbearbeitet. Durch den exakten Einbau konnten die Fugen der Mauer klein gehalten werden.

Kaum zu glauben, dass hier 80 Quader mit einem Gesamtgewicht von 40 Tonnen verbaut wurden ...

Für die Terrasse wählte der Landschaftsgärtner einen grau-anthrazit-marmorierten Betonstein. „In der feuchten Luft des Bergischen Landes setzen solche Steine vor allem in schattigen Lagen leicht Moos an: Ein grauer Stein altert besser als ein beiger Stein“, so Peter Hausmann. Dabei findet er, dass ein wenig Patina keinem Material schadet: „Ein Garten ist Veränderung – und dazu gehört auch der Verwitterungsprozess von Steinen!“

Das gekollerte Pflaster besitzt einen rustikalen Charme. Dabei ist es so robust, dass auch mal eine Schubkarre hart abgestellt werden kann. Verschiedene Steingrößen sind im wilden Verband verlegt, der mit seiner regelmäßigen Unregelmäßigkeit zu vielen Architekturstilen passt.

Die Bepflanzung

Ein Schwerpunkt der Bepflanzung liegt auf dem terrassierten Hang. Die Fugen zwischen den Quadern haben die Landschaftsgärtner mit verschiedenen Sorten Sempervivum besetzt. Sie sind robust und langlebig, vertragen Hitze und Trockenheit, aber auch Kälte. Die typische Mauerkronenpflanzung umfasst Bergsteinkraut, Schaumkresse und Steinquendel. Katzenminze und Salbei komplettieren das Bild. „Für die Familie standen Pflanzen mit Nutzwert, die sie in ihr Leben integrieren können, ganz oben auf der Wunschliste: Freie Plätze im Beet wurden daher nicht mit Stauden, sondern mit Kräutern oder auch Erdbeeren besetzt“, sagt Peter Hausmann. „Darüber hinaus hat sich die Familie für Blühteppiche mit Wildblumen entschieden. Das ist eine schöne und kostengünstige Möglichkeit, auch größere Flächen insektenfreundlich zu begrünen.“

Regionale Baumaterialien, insektenfreundliche Bepflanzung: Der Garten von Familie Rockholtz passt nicht nur zum Stil des Gesamtobjekts, sondern auch zu ihrem Leben. Den Ahorn oberhalb der Treppe hatte sich die Familie gewünscht: Wenn auch keine klassische Pflanze im Bauern- oder Landhausgarten, harmoniert die Farbe des Laubs mit der Grauwacke und dem Cortenstahl und ist gerade auch vor dem grünen Waldkleid ein Hingucker.

„Die Gartenbesitzer – sowohl die Erwachsenen als auch die Kinder – haben schnell eine besondere Beziehung zu ihrem neuen Gartenbereich entwickelt. Für mich ist das eine Form der Wertschätzung unserer Arbeit, die mein Landschaftsgärtnerherz höher schlagen lässt.“ - Peter Hausmann