Zu Gast in einem Bienenparadies

Ein Garten im natürlichen Gleichgewicht

Biodiversität beginnt vor der eigenen Haustür – und sie wird immer wichtiger. Angesichts des Rückgangs von Insektenarten fragen sich heute viele Gartenbesitzer, wie sie ihr grünes Wohnzimmer ökologisch aufwerten können. Eine wirksame Maßnahme ist es, den Garten stärker an natürlichen Lebensräumen zu orientieren. Dazu gehört zunehmend auch der Abschied vom klassischen Rasen. Trockenere Sommer und knapper werdendes Wasser machen seine Pflege aufwendig. Stattdessen gewinnen Wildblumenwiesen, Staudenflächen und strukturreiche Pflanzungen an Bedeutung. Ein Ehepaar aus Borken hat diese Idee besonders konsequent verfolgt: In ihrem Garten rund um einen Neubau verzichteten sie komplett auf Rasen. Auf immerhin rund 500 Quadratmetern entstand so ein naturnaher Garten mit einer fließenden Formensprache, der Insekten, insbesondere Bienen, Nahrung und Lebensraum bietet – geplant und umgesetzt von Wansing Garten- und Landschaftsbau in Borken.

Gärtnermeister Claus Wansing, Geschäftsführer des Fachbetriebs, verfolgte bei der Gestaltung des Gartens ein Konzept, das Natürlichkeit und räumliche Struktur harmonisch verbindet. Die mehr als 30 Quadratmeter große Terrasse am Haus ist mit großformatigen Platten aus Feinsteinzeug belegt, ein weiterer Grill- und Sitzplatz im Garten dezent gepflastert. Rustikale Pflastersteine, hochkant und in sanft geschwungenen Linien verlegt, markieren die Beete an den Grundstücksgrenzen und heben sie von der Fläche ab, die in Familiengärten üblicherweise dem Rasen vorbehalten ist. Zwei Beete am Haus werden zusätzlich von Trockenmauern aus Sandstein in unterschiedlichen Höhen gefasst, die dem Garten Tiefe und plastische Struktur verleihen.

Boden und Bepflanzung im Einklang

Ein Hauptaugenmerk lag auf der Bepflanzung: „Natürliche Vielfalt beginnt mit der Auswahl der richtigen Pflanzen und der sorgfältigen Vorbereitung des Bodens. Bei einem Projekt dieser Größe muss beides perfekt aufeinander abgestimmt sein“, erklärt Claus Wansing. „Nur dann kann ein lebendiges, artenreiches Biotop entstehen, das dauerhaft stabil bleibt.“

Der Gärtnermeister gliederte den Borkener Garten dabei in zwei Pflanzbereiche bzw. -ebenen:

  • Der erste Bereich ersetzt mit einem niedrigen, weitgehend trittfesten Bewuchs aus trockenresistenten Pflanzen den klassischen Rasen. Für den Boden wurde zunächst Sand aufgeschüttet und darüber ein Substrat aus Ziegelsplitt und Lava aufgebracht – eine Mischung, die Wasserhaltefähigkeit, Nährstoffversorgung und Standfestigkeit optimal kombiniert und die Grundlage für eine pflegeleichte, artenreiche Begrünung bildet. Auf diesem Substrat wurden Sedumsprossen verteilt – kleine, gehackte Pflanzen, die innerhalb weniger Wochen Fuß fassen und Wasser in ihren Blättern speichern. Dazwischen ergänzen Stauden wie Fiederpolster, römische Teppich-Kamille, Sternmoos, Sand-Thymian und Teppich-Verbene die Begrünung.
  • Im zweiten Bereich wurden Pflanzen gesetzt, die bis zu 30 Zentimeter hochwachsen und so eine zweite Ebene in den Garten bringen. Hier wurden Oregano (Echter Dost), Teppich-Aster, Heide-Nelke, Storchschnabel, Nachtkerzen und Blütensalbei so kombiniert, dass das Farb- und Formenbild harmonisch, abwechslungsreich und ökologisch wertvoll zugleich ist. Claus Wansing: „Wir haben in diesem Garten alle Blütenfarben, wie sie in der Natur vorkommen – getreu dem Motto: Dort beißen sich kaum Farben…“ Mulch aus Lavagranulat stabilisiert hier – wie auch in den Beeten mit Bäumen und Gehölzen – die Fläche, speichert Feuchtigkeit, verrottet nicht und unterdrückt Wildkrautbewuchs. Schon nach ein bis zwei Jahren decken die Pflanzen den Boden vollständig ab.

Grundsätzlich empfiehlt der Landschaftsgärtner für einen bienenfreundlichen Garten die Kombination von 20 bis 30 verschiedenen Arten: Je größer die Vielfalt, desto besser für die Natur. Außerdem lässt sich so sicherstellen, dass sich die Blütezeit über das ganze Jahr erstreckt. Soll der naturnahe Garten aufgeräumt und cleaner wirken, können die Pflanzen auch formal in Blöcken oder organisch in Bänderung arrangiert werden. Dabei kann man sich durchaus auch auf zehn bis 15 Arten fokussieren.

Ein Garten voller Leben

Weit mehr als 500 Bienenarten gibt es in Deutschland – neben der „klassischen“ Honigbiene, die ihr Zuhause beim Imker hat, sind dies zahlreiche Wildbienen, darunter viele gefährdete Arten. In einem bienenfreundlich geplanten und gestalteten Garten mit reichlich heimischen Blüten finden sie ideale Aufenthalts- und Lebensbedingungen. Vor diesem Hintergrund wurden weitere Bereiche des Gartens gezielt gestaltet:

  • Eine knapp drei Quadratmeter große, 80 Zentimeter tiefe Wasserstelle neben der Terrasse begründet ein kleines Biotop. Den Blick auf das Wasser können die Gartenbesitzer von einer Bank zwischen Apfel- und Birnensäulenbäumen genießen, zu der Trittsteine von der Terrasse führen. Die Wasserstelle speist sich vollständig aus Regenwasser, das durch eine kleine Senke aus dem Garten in den Teich geleitet wird.
  • Im neuen Nutzgarten rund um ein gemauertes Gemüsehochbeet kombinierte der Gärtnermeister Zier- und Nutzpflanzen: In einem Beet im Schatten einer Mauer mit Stachelbeere, Johannisbeere, Brombeere und Himbeere sorgen beispielsweise Purpurglöckchen, Gedenkemein und Aster für Blütenfülle.
  • Auch die rund 18 Meter langen Einfahrt wurde natürlich gestaltet: Die Pflasterung wird durch einen rund 7,5 Quadratmeter großen, schmalen Grünstreifen unterbrochen, der mit Sedumsprossen und Thymian bepflanzt sind. Die Einfahrt wird zudem von einer Wildrosenhecke gesäumt. Gleich drei verschiedene Sorten sind hier gepflanzt – und auch hier bleibt es bunt: Die Rosen blühen in Weiß, Pastellrosa und Violettrot.

Die naturnahe und vielfältige Bepflanzung zeigt die gewünschte Wirkung: Überall summt und brummt es. Die Gartenbesitzerin hat sich inzwischen zu einer richtigen Bienenexpertin entwickelt. Immer wieder entdeckt sie neue Arten in ihrem bienenfreundlichen grünen Wohnzimmer. Zuletzt siedelten sich dort zu ihrer Freude sogar Erdhummeln an: Mit ihrem dichten Pelz sind sie besonders gute Bestäuber, da sie Pollen effizient transportieren und auch bei kühlerem Wetter aktiv bleiben.

Pflanztipps von Claus Wansing

Mit den richtigen Pflanzen kann jeder Garten – ob groß oder klein – zu einem Lebensraum für Bienen werden.

Lieblingspflanzen

Für Gärtner, die wenig Zeit investieren möchten, eignen sich Arten, die nur einmal im Jahr im Frühjahr zurückgeschnitten werden müssen. Dazu zählen z.B. Bergminze, Gaura, Agastache, Sedum, Katzenminze, Thymian odoratus, Sonnenhut, Frauenmantel sowie einfach blühende Strauchrosen. Klassiker wie z.B. Lavendel, Salbei, Rittersporn und Herbstanemone bereichern jeden Garten, erfordern jedoch etwas mehr Pflege. Lavendel sollte zweimal im Jahr geschnitten werden, Salbei nach der ersten Blüte. Herbstanemonen müssen regelmäßig abgesteckt werden, um eine Überwucherung zu vermeiden.

Lieblingsbäume

Besonders bienenfreundlich sind kleinere Obst- und Zierbäume. Empfehlenswert sind Apfeldorn – kompakt, blühfreudig und mit roten Früchten –, Eberesche, Zieräpfel sowie Obstbäume aller Art. Für kleine Gärten bieten sich auch Säulenapfel und -birne an, die wenig Platz beanspruchen, aber reichlich Nahrung für Insekten liefern.

Fotos: Wansing Garten- und Landschaftsbau