Ein Garten mit Weitblick – und das in vielerlei Hinsicht

Ein einzigartiger Garten in Krefeld, einst eine unscheinbare Wiese, setzt nicht durch spektakuläre Einzelmomente, sondern das Konzept der „fließenden Landschaft“ Maßstäbe. Er ist nicht nur im Wortsinn, sondern auch im übertragenen Sinn mit Weitblick angelegt: Der Blick in die Landschaft und die Nachhaltigkeit spielen hier eine wichtige Rolle. Für den GaLaBau-Betrieb Heinrich Zanders erforderte die Umsetzung des Entwurfs höchste Präzision. Jetzt wurde der Garten beim Wettbewerb „Gärten des Jahres 2025“ mit dem ersten Platz ausgezeichnet.

Gärten auf einem Grundstück von rund 2.500 Quadratmetern inmitten der Natur baut auch Heinrich Zanders, Inhaber von Zanders Garten- und Landschaftsbau in Viersen, nicht alle Tage. Am Stadtrand von Krefeld haben der Landschaftsgärtner und sein Team nun aber für die Besitzer eines modernen, kubischen Wohnhauses einen Entwurf realisiert, mit dem sich der 130 Meter lange Garten auf besondere Weise der weiten Landschaft des Niederrheins gleichermaßen öffnet und sie integriert – ein Garten mit Weitblick in vielerlei Hinsicht, und nicht zuletzt ein ausgezeichneter Garten: Im Rahmen des renommierten Wettbewerbs „Gärten des Jahres“ würdigte ihn eine Fachjury bundesweit vor kurzem mit dem ersten Preis.

Das gestalterische Konzept stammt von dem Landschaftsarchitekten Burkhard Damm aus Krefeld. Mit dem Fachbetrieb von Heinrich Zanders verbindet ihn eine besondere Geschichte: Damm absolvierte dort vor vielen Jahren eine Ausbildung, noch unter der Ägide von Zanders´ Vater. Anschließend nahm er ein Studium auf. Als gelernte Landschaftsgärtner sprechen Damm und Zanders die gleiche Sprache. Besonders wichtig ist das, wenn es an die Ausführungsplanung, also die Details der Umsetzung eines Konzepts geht. Viele Aspekte aus dem Entwurf von Burkhard Damm sind dabei beispielhaft für eine Art der Gartenkultur, für die auch Heinrich Zanders – Experte für den fachgerechten Umgang mit Natursteinmaterialien bis hin zur standort- und klimagerechten Auswahl von Pflanzen – steht.

„Der Entwurf des Landschaftsarchitekten Burkhard Damm ist herausragend im Umgang mit Material und Pflanze, besticht aber vor allem durch seine geschickte gestalterische Zonierung
mit einem vorbildlichen Übergang in die freie Landschaft des Niederrheins.“
Aus der Laudatio von Landschaftsarchitekt Jens Spanjer, Mitglied der „Gärten des Jahres“-Jury und Vorstand der Stiftung von Schloss Dyck – Zentrum für Gartenkunst und Landschaftskultur

Stein für Stein einzigartig

Den Blick in die Tiefe der Landschaft arbeitet Damm durch verschiedene übergeordnete Achsen heraus, die sich an der Ausrichtung des Wohnhauses und seiner Umgebung orientieren und in die offene Landschaft weisen: darunter der Hauptweg aus Naturstein und eine sogenannte „Trockenstaudendrift“. Die Umsetzung dieser linearen Struktur erforderte ein immenses Maß an Präzision von den Landschaftsgärtnern: „Einmessen war bei diesem Projekt alles“, schmunzelt Heinrich Zanders. Übergänge, Wiederaufnahmen der Achsen und die harmonische Anbindung an das Gelände erforderten höchste Sorgfalt bei der Ausführung. Das galt insbesondere beim Anlegen des Hauptwegs aus Naturstein, einem heimischen Sandstein, wie Zanders ihn aus Gründen der Nachhaltigkeit auch in seinen Planungen bevorzugt: Ein solcher Stein darf im Garten altern und verwittern. Seine Patina ist kein Makel, sondern ein Charaktermerkmal. Für die Verlegung ist Naturstein allerdings eine Herausforderung: Kein Stein gleicht dem anderen.

Trockenresistente Bepflanzung

Ebenso gestaltbildend wie der Hauptweg ist die Trockenstauden-Drift, die den neu angelegten Pool vom Rest des Gartens zugleich abschirmt und einfasst. Die Pflanzenauswahl berücksichtigt sowohl ästhetische als auch klimatische Aspekte. Rutenhirse, Fetthenne und Astern wachsen ab dem Sommer so überbordend, dass die klaren Strukturen ein wenig aufgelöst werden. Die Stauden sind trockenresistent: Nach der Anwachsphase können sie sich, außer in Extremsituationen, selbst versorgen, kommen also weitgehend ohne zusätzliche Bewässerung aus. Die wurde von vorneherein nicht eingeplant: „In gewachsenen Gärten ist der Wunsch nach einer Bewässerungsanlage in der Regel gut nachvollziehbar“, sagt Heinrich Zanders. „Denn dort wachsen oft Pflanzen, die in regenreicheren Zeiten gesetzt wurden. Wer jedoch heute einen Garten neu anlegt, sollte die veränderten klimatischen Bedingungen bei der Pflanzenauswahl berücksichtigen – idealerweise so, dass die Pflanzen auch ohne zusätzliche Bewässerung gut gedeihen.“ Ein zusätzlicher Beitrag zur Nachhaltigkeit ist die gezielte Versickerung des Regenwassers: Dank einer eigens angelegten Mulde im hinteren Gartenteil verbleibt es vollständig auf dem Grundstück.

Ein weiteres Highlight des Gartens, das die Tiefenwirkung unterstreicht, ist das Lavendelfeld hinter dem Pool: Blauer Lavendel wächst hier in wellenförmig angelegten Reihen, wie man sie aus der Provence kennt. Inmitten des Felds thront eine alte heimische Kopfweide, die in Blattform und -farbe an einen Olivenbaum erinnert. Lange war unklar, was mit dieser Fläche am Übergang in die offene Landschaft passieren sollte. Als aber die Idee einer Kombination von „rheinischer Olive“ und Lavendel in einem Duftfeld aufkam, war auch der Bauherr vom Urlaubsfeeling am Niederrhein begeistert.

Fotos: ©Sabrina Rothe

Mehr zu den „Gärten des Jahres 2025“

Mehr über diesen Garten und weitere spannende Projekte sind im Buch „Gärten des Jahres 2025 – die 50 schönsten Privatgärten“ von Konstanze Neubauer und Stephan Lenzen, 320 Seiten, erschienen im Callwey Verlag und im Buchhandel erhältlich.