Kleine, kompakte Wälder für urbane Quartiere

Diese kleine Baumlandschaft an einer Kita im Waldbadviertel in Köln-Ostheim – einem Wohngebiet, das vor rund fünf Jahren fertiggestellt wurde – könnte durchaus einen Impuls für die Gestaltung von Tiny Forests geben. Die Außenanlage hat der GaLaBau-Betrieb Ringbeck umgesetzt.

Tinys Forests leisten einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.

Ob in Wohnquartieren, an Kindergärten, vor Unternehmen oder für öffentliche Grünflächen: Tiny Forest-Projekte werden auch in Nordrhein-Westfalen immer beliebter. Die Idee der Tiny Forests stammt aus Japan. Mithilfe der sogennnten Miyawaki-Methode zur gezielten Aufforstung versiegelter Böden kann auf kleinstem Raum ein dichter Wald entstehen. Durch den engen Stand wachsen die Gehölze viel schneller, da sie alle zum Licht streben. Michael Holzweiler, Inhaber von michael holzweiler Garten- und Landschaftsbau GmbH in Bielefeld (Brake), erläutert im Gespräch die Vorteile des neuen Grün-Trends für die Stadt.

Sind Tiny Forests in der Stadt die neuen bzw. die besseren Parks?

Michael Holzweiler: Tiny Forests sind ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz und zur Sicherung der Artenvielfalt. Sie sind nicht die besseren Parks, aber eine andere Art der Gestaltung für Grün in Städten. Der Mix könnte es interessanter machen. Auf jeden Fall leistet ein Tiny Forest sehr viel mehr für die Umwelt als eine mehrfach im Jahr gemähte Rasenfläche.

Warum ist Grün in der Stadt so wichtig?

Michael Holzweiler: Da gibt es viele Argumente. Für mich ist es am wichtigsten, dass Grün ein perfekter Lebensraum für Fauna und Flora ist und damit einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt leistet. Grün – gerade in Form von Tiny Forests – spendet aber auch angenehme Kühle und mindert die Hitze. Es verbessert die Luftqualität, indem CO2 und Staub gebunden werden. Außerdem kann
Regenwasser auf einer grünen Fläche gleichmäßiger versickern. Und nicht zuletzt wirken sich Pflanzen positiv auf den Menschen aus – ob es um die Gesundheit oder die Stimmung geht.

Wo machen Tiny Forests aus Sicht des Landschaftsgärtners Sinn?

Michael Holzweiler: Die beste Wirkung erzielt man sicherlich, wenn ein Tiny Forest in eine gepflegte Umgebung eingebunden wird. Er passt also beispielsweise sehr gut auf Schulhöfe, in die Anlagen von Kitas, aber auch zu Gewerbeflächen, also etwa an Firmengebäude. Ein Tiny Forest mit einem Sitzplatz im Schatten der Bäume ist ein perfekter Ort für die Pausen der Mitarbeiter. Tiny Forests können auch eine gute Ergänzung für Flächen mit Blühwiesen oder Blühstauden sein.

Welche Standorte bzw. Stellen eignen sich?

Michael Holzweiler: Eigentlich kann ein Tiny Forest an allen Standorten angelegt werden. Es bedarf bei der Anlage einer guten Planung, einer passenden Bodenvorbereitung – der Boden muss in der Regel aufgewertet werden, damit die Pflanzen einen guten Start haben – und der richtigen Pflanzenauswahl je nach Standort. Ein Wasseranschluss sollte zumindest in der Nähe sein, damit man in trockenen Jahren in der Anfangsphase ausreichend wässern kann. Haben die Pflanzen ihre Wurzeln gut ausgebreitet, sollte das aber nicht mehr notwendig sein. Auf jeden Fall sollte man den Wald gerade am Anfang einzäunen, etwa mit einem Kastanien- oder Wildschutzzaun, damit er sich in Ruhe entwickeln kann. Ein Weg kann durch die Verwendung von Kokosstricken an Holzpfosten markiert werden.


Welche Bäume eignen sich für einen Tiny Forest?

Michael Holzweiler: Für die Gestaltung eines Tiny Forests kann man sich vor Ort immer am besten nach geeigneten Sorten umsehen. Im Wald zeigt sich, welche Bäume sich gerade nach den trockenen Jahren selbst aussäen und wachsen. Diese Arten sollten auf jeden Fall mit in die Auswahl kommen. Bei uns im Teutoburger Wald kommen dabei verschiedene Ahorn-, Eichen-, Birken- und Kiefernarten in Frage. Ergänzen würde ich die Auswahl um wenige nicht-heimische Arten wie zum Beispiel die Hopfenbuche.

Heutige Tiny Forest-Projekte sind oft noch Bürgerprojekte. Was halten Sie davon?

Michael Holzweiler: Die Anlage bedarf auf jeden Fall einer guten Planung durch einen Fachbetrieb. Die Pflanzung kann dann aber auch mit Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen bzw. der Nachbarschaft – also mit den Menschen, die den Wald auch regelmäßig nutzen – durchgeführt werden. Die Anleitung durch den Fachmann ist dabei wichtig. Die anschließende regelmäßige Pflege sollte ebenfalls vom Fachbetrieb übernommen werden. Bürgerinnen und Bürger können natürlich zu besonderen Events dazu geholt werden, damit sich weiterhin mit „ihrem“ Wald identifizieren und seinen Wert schätzen.

Wieviel Pflege braucht denn ein Tiny Forest?

Michael Holzweiler: Ein Tiny Forest ist ein von Menschenhand gestalteter Wald, der auch dessen Pflege bedarf. Gerade in den ersten Jahren benötigt der Wald die einfühlsame Hand des Gärtners, um alles in die richtigen Bahnen zu leiten. Gibt es Wege, müssen diese freigehalten werden, und auch das Wildkraut muss im Zaum gehalten werden. Nach einigen Jahren ist er allerdings pflegeärmer, sollte aber trotzdem nicht sich selbst überlassen werden.

Baumpflanzungen mit Wald-Charakter am Louis-Pasteur-Platz in Düsseldorf., umgesetzt vom GaLaBau-Betrieb Knappmann.